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"Criminal Minds"-Star Thomas Gibson spricht Klartext

Hinter den Kulissen des Crime-Dauerbrenners "Criminal Minds", den wir in unserem aktuellen Heft als Superserie würdigen, wird mit harten Bandagen gekämpft! Hauptdarsteller Thomas Gibson ging dabei eindeutig zu weit: Der "Hotch"-Darsteller war mit einem Drehbuchautoren aneinander geraten und trat ihm gegen das Bein.

Das war zu viel für die Produzenten - sie setzten den Star vor die Tür. Ein harter Schlag für Gibson, der dem deutschen Publikum aber noch über einige Folgen donnerstags auf SAT.1 erhalten bleiben wird. Denn die Serie bedeutet ihm alles, wie er uns exklusiv im Interview verriet:

 

"Criminal Minds" ist wirklich ein Riesen-Ding, oder?

Yeah, es ist absolut verrückt!


Warum gehört "Criminal Minds" zu einer der beliebtesten Serien weltweit?

Die Geschichten die wir erzählen sind zwar schrecklich, aber menschlich. Es ist faszinierend was im Leben eines Killers passiert sein muss, um ihn zu seinen Taten  zu befähigen. Was also geschah in ihrem Leben, dass sie so eine Entscheidung treffen? Sie sind immer noch Menschen, auch wenn sie so schreckliche Dinge tun. Stark vereinfacht sind es Anlage und Umwelt, die die Taten auslösen. Es gibt etwas, was alle Kriminellen gemeinsam haben und es ist psychologischer Natur. Echte Profiler wissen, wie sie Info-Puzzleteile nutzen können, um diese Leute zu finden und zu erwischen. Für mich persönlich ist die Frage interessant: Warum war die Tat für die Kriminellen unausweichlich? Ich meine, ich könnte mir nicht vorstellen, so etwas zu tun.


Trägt auch das Team zum Erfolg bei?

Klar, gute Schauspieler spielen gute Rollen. Es ist das ganze Paket. Aber man weiß trotz allem nie, ob es funktioniert oder nicht. Es gibt so viele Faktoren, angefangen bei den Charakteren, über das richtige Timing und die allgemeine Lage in der Welt bis hin zu den besonderen Umständen der Fernseh-Zuschauer. Vor allem hat "Criminal Minds" etwas an sich, wodurch das Publikum für die Geschichten entflammte.  

 

 

 

Ein von @thomasgibsonofficial gepostetes Foto am

 


Wie würden Sie Ihre Figur Hotch beschreiben? Der Typ der niemals lacht?

Hey, er lacht durchaus mal! Er ist seinem Sohn sehr zugetan, fokussiert darauf, der bestmögliche Vater für ihn zu sein. Und was sein Liebesleben anbelangt… Er würde sehr gerne die Richtige treffen, aber die Frage ist: Wann und wie? Hotch legt immer mehr Wachsamkeit und Hingabe zu seinem Job an den Tag, obwohl es ihn vielleicht umbringt. Er meint, wenn er absoluten Willen zeigt, kann er noch mehr erreichen. Daran glaubt er wirklich. Das ist nichts Gutes und nicht unbedingt nötig. Aber dafür bewundern wir ihn ja auch irgendwie.


"Criminal Minds" kann manchmal ganz schön finster sein.

Oh ja, viele Zuschauer bekommen es mit der Angst zu tun, wenn sie "Criminal Minds" gucken.

Meine Mutter zum Beispiel…

Meine Mutter kann damit leben (lacht). Aber einmal kam ein gestandener Kerl zu mir und gestand mir, er könne sich "Criminal Minds" sich nicht allein angucken. Es ist eigenartig, dass wir so etwas als Unterhaltung bezeichnen. Aber man ist sich ja auch im Klaren darüber, dass man in einem sicheren Raum sitzt, nur eine Serie schaut und alles okay ist.

Sind Sie selbst ein Serien-Gucker?

Ich liebe Streaming. An so manchem Samstag kann ich schon sieben oder acht Stunden damit verbringen und mich darin verlieren.


Haben Sie eine Lieblingsserie?

Momentan stehe ich total auf "The Knick" von Steven Soderbergh. Eine exzellente Serie!


 … und sehr düstere "Unterhaltung"!

Oh ja! (lacht) Sehr interessanter Stoff, großartig geschrieben. Ich mag Soderberghs Arbeit, und Clive Owen ist brillant. Eigentlich alle Schauspieler. Es sind einige dabei, die ich vorher nicht kannte, aber sie spielen alle phänomenal.


Haben Sie noch andere Favoriten?

Die beiden Staffeln von "Fargo". Ich bin großer Coen-Brüder-Fan. In der Serie  haben sie den Geist der "Fargo"-Welt sehr gut zum Leben erweckt. Und ein großer Bewunderer der "Sherlock"-Reihe mit Martin Freeman und Benedict Cumberbatch bin ich auch. Hm, was gibt es noch… die Comedy "Catastrophe" mit Sharon Hogan und Rob Delany. Sie ist irische Komödiantin, er Amerikaner und sie treffen sich in London. Sie haben eine viertägige Affäre, sie wird schwanger und er will sie heiraten. Ach, sehr gut!


Sie sind Serien-Mensch durch und durch, spielten vor "Criminal Minds" u.a. in "Chicago Hope" und "Dharma & Greg". Was ist der Vorteil gegenüber Filmen?

Einen Charakter über eine sehr lange Zeit darstellen zu können. Die Filme, die ich gemacht habe, habe ich auch genossen, aber man hat nicht die Möglichkeit, die Charaktere voll auszuspielen. Ein weiterer Vorteil ist es, regelmäßig beschäftigt zu sein. Ich habe drei Kinder! Wenn ich daran denke, dass meine Tochter sechs Monate alt war, als wir den "Criminal Minds"-Piloten gedreht haben… und jetzt ist sie zwölf! Und in dieser ganzen Zeit hatte ich immer den gleichen Job! Das sind ungewöhnliche Umstände, vor allem für einen Freiberufler. Meine Kinder konnten viel Zeit am Set verbringen und andere Kids aus dem Team kennen lernen. Wir Eltern sahen ihnen zu, wie sie aufwuchsen. Das ist mit das Beste, wenn man an einer Serie arbeitet.


Also hätten Sie "Criminal Minds" auch weitermachen wollen für die nächsten…

Für die nächsten 20, 30 …? (lacht) Nein, ich weiß nicht. Für die nächsten 30 Minuten vielleicht? Ich sehe jetzt, wie es weitergeht. Jeder Schauspieler schielt danach, welche Möglichkeiten es gibt. Und will natürlich immer arbeiten.


Gucken Sie ihre eigenen Serien?

Nicht mehr so häufig wie früher. Allerdings: Wenn ich zufällig eine ältere Folge meiner Serien im TV sehe, bleibe ich ein paar Minuten hängen und versuche herauszufinden, aus welcher meiner Serien die Szene stammt. Das ist mir nicht immer gleich klar (lacht). Aber dann erkenne ich meist einen Schauspieler oder einen Ort oder so was und zack (er schnippst mit den Fingern) hab ich's.

 

Foto: © dpa

Interview: Melanie Kroiss